25.08.2017

Ein bisschen Spa muss sein

Vor einem Vierteljahrhundert: Michaels erster Formel-1-Sieg

Ein bisschen Spa muss sein

Was für einen Unterschied ein Jahr macht. Spa-Francorchamps 1991, die Formel 1 fragt sich: „Shoemaker? Wer ist das?“ Spa, 1992, der Name Schumacher ist inzwischen bekannt, aber der britische TV-Kommentator John Watson wundert sich: „Wo kommen bloß all die deutschen Fahnen her…?“ Viele schnurstracks aus Richtung Kerpen, einfach geradeaus auf der Autobahn, und dann einmal abbiegen in die Ardennen.

Nach diesem 30. August wird sich diese Frage niemand mehr stellen, denn dieser typisch verregnete Sommersonntag am Hohen Venn ist das Datum, an dem Michael seinen ersten Grand Prix gewinnt. Jener Tag, an dem das „Jugendzimmer“ Spa zu seinem Wohnzimmer wird. Ein Tag, an dem ganz Sport-Deutschland begreift, was der damalige Rennfahrer Gerhard Berger schon lange geahnt hatte: „Wir alle haben im Unterbewusstsein gespürt, dass da der nächste Superstar heranwächst…“ Formel-1-Ergebnisse schaffen es von nun an in jede Tagesschau.

Spa vor 25 Jahren, das ist der erste von 91 Karrieresiegen in der Königsklasse. Und eine Triumphfahrt für den damals 23 Jahre alten Benetton-Piloten, mehr als eine halbe Minute Vorsprung hat er nach 44 Runden auf das Williams-Duo Nigel Mansell und Riccardo Patrese, 46 Sekunden auf seinen Teamkollegen Martin Brundle und mehr als eine Minute auf Ayrton Senna. Die widrigen und ständig wechselnden Umstände auf der Piste, die Regenschleier und die Gischt werden von nun an immer häufiger „Schumi-Wetter“ genannt werden.

Tatsächlich ist dieser Große Preis von Belgien der Beweis für den Instinkt und das Talent gleichermaßen, das zu den außergewöhnlichen Fähigkeiten von Michael Schumacher zählt. Immer dann, wenn es eng wird, kann er sich und seinem Gefühl vertrauen. So ist es auch, nachdem er sich von der Piste gedreht hat und sich hinter seinem Teamkollegen Brundle wieder einreihen muss. Er sieht, dass die Hinterreifen am Auto des Briten fast runter sind, weiß, dass er auf der gleichen Abstimmung unterwegs ist und weist die Benetton-Box an: „Ich komm‘ rein, gebt mir nochmal frische Regenreifen.“ Ein klassischer Undercut, der am Ende den Sieg bedeuten wird.

„Meine Entscheidung war Gold wert“, erinnert sich Michael, „aber eigentlich war es kurios – mein Teamkollege hat mir geholfen, den Sieg zu holen.“ 17 Jahre lang hat kein Deutscher mehr ein Formel-1-Rennen gewonnen. 1992 soll es der einzige Sieg für Michael bleiben, in seinem ersten vollen Grand-Prix-Jahr belegt er in der Endabrechnung den dritten Rang, hinter Mansell und Patrese, die er in Spa geschlagen hat. Damit ist er der beste Neueinsteiger seit Jackie Stewart. Und zwei Saisons später wird er Weltmeister sein…