25.08.2016
Vor einem Vierteljahrhundert beginnt die Formel-1-Karriere von Michael Schumacher in Spa-Francorchamps mit einem unglaublichen Start.
Die Chronik des Sports vermeldet für diesen letzten Augustsonntag 1991 viel Ruhm: Carl Lewis läuft einen Weltrekord über 100 Meter, Deutschlands Ruderer sind die besten bei der WM in Wien, die Kanuten holen sogar noch mehr Medaillen. Ein siebter Startplatz beim Großen Preis von Belgien, zumal mit einem technischen Ausfall nach nur ein paar hundert Metern ist noch keine Notiz wert. Noch nicht.
Ein dumpfer Druck im Kopf. Schwere Augen, Schniefnase. Die Stimme belegt, fast zu tief für einen 22-Jährigen. Das Kinn trotzig nach vorn geschoben, der Mund noch kleiner als sonst. So betritt der junge Mann namens Michael Schumacher am Vorabend seiner einmaligen Formel-1-Karriere eine Jugendherberge in Belgien.
Die Rennstrecke von Spa-Francorchamps ist noch nicht Michaels Wohnzimmer, aber sie ist sein Jugendzimmer. Noch in Diensten des Mercedes-Sportwagenteams bringt ihn eine günstige Gelegenheit in das Cockpit des Jordan-Rennstalls. Ein Deutscher in der Formel 1, darauf hat die Nation lange warten müssen. Einer, der auf Anhieb den achten Platz herausfährt, den Kampf mit den Sennas, Prost oder Mansells aufnehmen kann, das erscheint wie ein Märchen aus den Ardennen. Aber eines, das wohlige Schauer auslöst.
Und das so wahr ist, wie nach wenigen hundert Metern die Kupplung des Jordan-Rennwagens verraucht. Bis dahin hatte Michael schon Jean Alesi im Ferrari und Nelson Piquet im Benetton überholt, war bereits Fünfter. Die kurze Strecke kann Michaels Talent nur aufblitzen lassen, aber zwei mächtigen Männern der Königsklasse reicht, was sie gesehen haben. Bernie Ecclestone und Flavio Briatore sorgen dafür, dass der junge Deutsche umgehend ins Benetton-Team befördert wird, wo seine Karriere sofort richtig Schwung aufnimmt.
Dass er – außer auf einer donnerstäglichen Besichtigung auf dem Fahrrad – zuvor noch nie auf der anspruchsvollen Piste in Belgien gefahren war, wusste niemand. Nicht mal Eddie Jordan, sonst hätte ihm selbst der äußerst geschäftstüchtige Ire nie eine Chance gegeben. Entscheidend für den schnellen Erfolg sollte nicht die Erfahrung sein, sondern Michaels Gespür: „Ich war selbst davon überrascht, wie entspannt ich vor dem Start gewesen bin. Vielleicht, weil alles gepasst hat. Richtiger Ort, richtige Zeit, richtiges Auto, richtige Leute.“ Vor allem konnte er auf die ihm eigene Fähigkeit vertrauen, sich blitzschnell an alle Gegebenheiten anpassen zu können: „Ich kann auf mir unbekannten Strecken deshalb so schnell sein, weil mir das irgendwie im Blut liegt. Ich muss mich nicht lange an ein Auto gewöhnen, sondern kann mich gleich reinsetzen und am Limit fahren.“
Spa-Francorchamps mit seinem eigenen, eigenwilligen Charakter ist nicht ganz zufällig immer die Lieblingsstrecke von Michael geblieben. Dort, wo am 25. August 1991 alles begann.
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