08.09.2016
So melancholisch war die Bettlaken-Prosa auf den Tribünen des Autodromo Nazionale selten gewesen. Als hätten die Ferraristi schon etwas geahnt. „Michele, für uns bleibst Du immer die Nummer eins“ haben sie auf ihre Transparente gepinselt, oder „Das Rot im Auge, Schumi im Herzen“ und „Schumi plus Ferrari gleich ewige Liebe“. Die Formel-1-Fans haben das richtige Gespür an diesem 10. September 2006, schon vor der Verkündung von Michaels offiziellen Rücktritts. Dass Ende des Großen Preises von Italien markiert auch das rasende Ende einer Epoche: Nach 16 Jahren soll vorerst Schluss sein mit der Formel Schumi, geht zum Saisonende auch eine Zeitrechnung von Ferrari zu Ende, die erfolgreichste Epoche, die zu diesem Zeitpunkt ein Formel-1-Fahrer mit seinem Team je hatte.
An jenem Rennsonntag vor zehn Jahren wird zunächst der 90. Grand-Prix-Sieg von Michael bejubelt, doch noch auf der Auslaufrunde teilt er seinem Team per Funkspruch den Rücktritt mit, den er für sich schon im Juli beschlossen hatte. Ein besserer Ort als das Autodromo Nazionale hätte sich für diesen Abschied, drei Rennen vor Saisonende, auch nicht angeboten. Als draußen noch die Tifosi die Siegesfanfaren bliesen, besiegelte der siebenfache Weltmeister um genau 15 Uhr, 37 Minuten und 17 Sekunden seinen Rücktritt zum Saisonende. Nicht nur ein historischer Moment der Formel-1-Geschichte, sondern, wie Ferrari-Teamchef Jean Todt weiß, „der Abschluss eines einmaligen Kapitels“.
Auf dem Siegerpodium, als er beinahe väterlich die Hand auf die Schulter seines Nachfolgers Kimi Räikkönen legte, hatte Michael beinahe noch erleichtert gewirkt. Die Tonlage rutschte dann zwangsläufig mehr ins Moll, als er auf Englisch ins Mikrofon sprach: „Es ist ein besonderer Tag, und ich bin froh, in auf diese Art zelebrieren zu können. Wir haben über eine lange Zeit diskutiert. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Das Team hat mir meine Entscheidung freigestellt, am Ende ist sie zwischen Corinna und mir gefallen. Es galt den richtigen Moment zu finden. Aber ich fühle, jetzt ist er gekommen. Ich fühle Traurigkeit, aber alle Fans und Freunde haben das Recht zu erfahren: Das ist mein letztes Rennen in Monza gewesen, zum Ende der Saison höre ich auf!“
Arrivederci, Michaelangelo!
Diese Website benutzt Cookies. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzerklärung