Saison in Worten

bis 1988 Im Kart zu ersten Rekorden und Superlativen

Wie viele Schlagzeilen Michael in seiner langen Motorsportkarriere geschrieben hat, lässt sich nur schwer ermitteln und wohl nicht ohne Mathematikstudium in Zahlen ausdrücken.

Aber es waren viele, sehr viele. Die erste im Jahr 1973 in einer Lokalzeitung. Schon damals wird er mit Superlativen und Rekorden überhäuft, als jüngster Kartfahrer der Bundesrepublik bezeichnet.

Der kleine Michael lernt fahren

Mit einem selbstgebastelten Kettcar-Mofa-Hybriden machen der vierjährige Michael und Vater Rolf den Parkplatz bei der Kartbahn in Kerpen unsicher. Erst ein Mast kann Michaels Vorwärtsdrang stoppen. Nach dem folgenden Donnerwetter wird Papa Schumacher klar: Das ist zu gefährlich. Es ist Zeit, den Parkplatz gegen eine geschlossene Rennstrecke einzutauschen. Michael wird Mitglied im Kartclub Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips. Während Michael im Kart umher saust, betreut Vater Rolf die Bahn und Mutter Elisabeth versorgt an der Imbissbude die hungrigen Kartfahrer mit Würstchen und Pommes frites.

Den Luxus neuer Rennreifen und professioneller Karts kann sich Michael nicht leisten. Er holt die abgefahrenen Reifen der betuchteren Konkurrenten aus dem Müll, schraubt sie an sein Kart und gewinnt trotzdem. Am liebsten fährt er im Regen. Zum einen, weil er dann meistens die Bahn für sich allein hat, zum anderen, weil dann sein eigentlich unterlegenes Material nicht so entscheidend ist. Und natürlich macht ihm das Rutschen und Driften auf nasser Fahrbahn noch mal so viel Spaß.

A Champion is born

Den ersten Siegerpokal hält er mit 5 Jahren in Händen – einen auf Holz geschraubten Autokolben. Das Design so mancher F1-Siegerpokale soll später nicht viel ästhetischer ausfallen… Nur ein Jahr danach wird er mit 6 Jahren erstmals Clubmeister. 1984 und 1985 schnappt er sich den deutschen Juniorenmeistertitel, zudem wird er 1985 Vizeweltmeister bei den Kartjunioren. Sein erstes Jahr bei den Senioren schließt er 1986 als Dritter ab. Ein Jahr danach darf er sich deutscher Kartmeister nennen.

So weit kommt Michael nur, weil er viele Förderer, Freunde und Helfer hat. Außergewöhnliches Talent reicht im Motorsport manchmal leider nicht aus. Im Fall von Michael wird es aber mit der verdienten Hilfestellung belohnt. Schon früh wird der Teppich- und Tapetenhändler Gerhard Noack auf Michael aufmerksam. Er ist geradezu begeistert vom Können des Jungen. Von ihm erhält Michael sein erstes richtiges Rennkart. Der Aachener Jürgen Dilk hat einen großen Anteil an Michaels Karriereaufschwung. Er organisiert Sponsorengelder und spielt den Chauffeur; gemeinsam mit Dilks Sohn touren sie durch die Kartlandschaft, meistens gewinnt Michael. „Es war eine schöne Zeit„, erinnert sich Michael, „im Wohnmobil von einer Strecke zur anderen zu reisen.

Das Kart wird erwachsen

Irgendwann endet auch diese Zeit und der nächste Schritt erfolgt: aus Karts werden Formelboliden. 1988 tritt Michael gleich in zwei Formelklassen an. In der neuen Formel König gewinnt er neun von zehn Rennen, beim zehnten wird er Zweiter, in der Gesamtwertung überlegen Meister. In der Formel Ford ist er nur bei 8 von 12 Läufen am Start, schnappt sich aber trotzdem den 2. Gesamtrang. Noch viel wichtiger: in dieser Zeit wird ein gewisser Willi Weber auf Michael aufmerksam. Er beobachtet den jungen Formelpiloten bei einem Regenrennen am Salzburgring und bei zwei weiteren Rennen. Der Formel 3-Teamchef ist sofort von der Präzision begeistert, mit welcher der junge Michael sein Arbeitsgerät in jeder Runde exakt gleich auf der Ideallinie um den Kurs bewegt. Der Rest geht schnell: ein Formel 3-Test am Nürburgring, ein langfristiger Managementvertrag mit Willi Weber und schon ist Michael wieder eine Klasse aufgestiegen.

Seinen Wurzeln im Kartsport bleibt er aber immer treu. Nach seinem zweiten Formel-1-Weltmeistertitel mit Ferrari im Jahr 2001 lässt er es sich nicht nehmen, am letzten Saisonlauf der Super-A-Weltmeisterschaft auf seiner Heimatbahn in Kerpen-Manheim teilzunehmen. Michael legt dafür extra Trainingsschichten ein, speckt vier Kilo ab, um gegen die junge Kartweltelite keinen allzu großen Nachteil zu haben. Die treibende Kraft ist jedoch der Spaß – auf und neben der Bahn.

„Einfach seine Welt“

Ich liebe es, an den Karts zu arbeiten„, sagt er. „In der Formel 1 kann man heutzutage nichts mehr selber machen, da gibt es die ganzen Mechaniker, die all die Dinge erledigen, die man hier noch selber richten kann.“ Schon früher habe er am Kart seines jüngeren Bruders Ralf geschraubt und auch als Rekordweltmeister der Formel 1 macht ihm das immer noch Spaß, wie er bei Felipe Massas Kartrennen in Florianopolis im Jahr eins nach seinem F1-Rücktritt unter Beweis stellt. Auch dort überlässt er nichts dem Zufall, kümmert sich um die kleinsten Kleinigkeiten an seinem Kart selbst und nimmt den Mechanikern das Werkzeug aus der Hand, um selbst den Reifendruck zu prüfen…

Dies ist einfach meine Welt„, sagt Michael. „Es gehört zu meinem natürlichen Rhythmus, es ist Teil meiner Kindheit, und ich habe nur beste Erinnerungen daran. Wenn ich ein Kart sehe, läuft eine Art Automatismus in mir ab. Ich bin überzeugt: Wenn ich nicht F1-Fahrer geworden wäre, würde ich Karts fahren oder verleihen. Ich wäre damit sicher nicht so reich geworden, aber mit Bestimmtheit genauso glücklich.

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